Hypnose hat einen zweifelhaften Ruf, der ihr vorauseilt. Oder sagen wir: einen schwierigen. Zwischen Showhypnose, alten Mythen und überspannten Erwartungen klafft eine Lücke zwischen dem, was Hypnose wirklich kann – und dem, was Menschen davon erwarten. Eine gute Gelegenheit, um mit ein paar Mythen aufzuräumen.
Hier sind fünf Hypnose-Mythen, die mir regelmäßig immer wieder begegnen – und was ich als Hypnose-Coachin im dazu zu sagen habe.
1. „Ich kann nicht entspannen, also ist Hypnose nichts für mich.“
Diesen Satz höre ich ständig. Meist von Menschen mit hohem Anspruch an sich selbst. Diejenigen, die „nie abschalten können“. Die den inneren Antreiber im Dauerlaufmodus haben.
Die gute Nachricht: Gerade diejenigen, die nicht entspannen können, profitieren oftmals besonders von Hypnose. Denn Hypnose ist kein Wellnessprogramm, (auch wenn sie sich manchmal so anfühlt). Hypnose ist ein Zustand fokussierter Aufmerksamkeit. Und: Sie funktioniert auch, wenn Du zweifelst. Auch, wenn Deine Gedanken kreisen. Auch, wenn Du innerlich erstmal auf der Bremse stehst.
Ich sage oft: „Wenn Dein Verstand gerade nicht zur Ruhe kommt – dann laden wir ihn eben ein.“ Hypnose ist kein Ausschalten, sondern ein Umschalten. Wer das annehmen kann, lässt sich auch mit unruhigem Geist darauf ein.
2. „Ich muss mein Problem genau benennen können, sonst bringt Hypnose nichts.“
Die Idee, dass man vor der Hypnose erstmal eine psychologische Glanzleistung vollbringen muss: Alles muss sortiert sein, analysiert und in Worte gegossen. Das begegnet mir tatsächlich häufiger, dem ist aber zum Glück nicht so.
Manchmal ist da einfach nur ein diffuses Gefühl: Ich hänge fest. Ich funktioniere nur noch. Ich weiß nicht mehr, was richtig ist. Und das reicht.
Hypnose ist nicht das Werkzeug für fertige Erkenntnisse, sondern ein Weg, um ihnen überhaupt näherzukommen. Viele Menschen erleben in der Trance zum ersten Mal, wie sich ihr Unterbewusstsein meldet. Wie eine innere Stimme auftaucht, die sonst keinen Raum bekommt.
Es braucht keine perfekte Analyse. Nur die Bereitschaft, hinzuhören.
3. „Hypnose ist nicht nachhaltig. Entweder es wirkt sofort oder gar nicht.“
Ein weiterer Mythos. Klar, Hypnose kann manchmal sehr schnell wirken – gerade bei Themen wie Prüfungsangst oder Rauchentwöhnung. Aber die grundsätzliche Erwartung, dass alles mit einer Sitzung erledigt ist, geht an der Realität vorbei. Und wäre auch zu schön, um wahr zu sein.
Veränderung ist ein Prozess. Hypnose ist ein Katalysator, ein Verstärker, ein Einstieg. Aber das Nachwirken ist entscheidend. Die Integration. Und manchmal auch: das Dranbleiben.
Ich erlebe oft, dass meine Klient:innen nach ein paar Tagen sagen: „Da hat sich was verschoben, aber ich kann es noch nicht greifen.“ Oder: „Ich nehme mich plötzlich anders wahr.“ Das ist Hypnose in Aktion – leise, nachhaltig, tief.
Hypnose ist kein Quick-Fix. Aber sie kann der Moment sein, in dem sich eine neue Tür öffnet.
4. „Hypnose ist nur was für Menschen mit „richtigen“ Problemen.“
Vorab die Frage: Wann ist ein Problem richtig und wann nicht?
Also anders formuliert: Hypnose ist für Menschen, die sich weiterentwickeln wollen. Punkt.
Du musst nicht kaputt sein, um Hypnose zu nutzen. Du darfst einfach neugierig sein. Oder erschöpft. Oder unklar. Hypnose kann helfen, sich selbst besser zu verstehen, Gewohnheiten zu verändern, Entscheidungen klarer zu treffen oder innere Ruhe zu finden.
Ich arbeite mit ganz verschiedenen Menschen: Unternehmerinnen, die dauernd „on“ sind. Mütter, die sich selbst verloren haben. Männer, die funktionieren, aber nicht mehr fühlen. Und alle haben eins gemeinsam: den Wunsch nach mehr Selbstwirksamkeit. Mehr Zugang zum eigenen Inneren.
Hypnose ist kein Therapie-Ersatz. Aber sie ist ein guter Ort, um wieder bei sich anzukommen.
5. „Hypnose macht alles. Ich muss danach nichts mehr tun.“
Schön wär’s. Einmal Hypnose, zack, neues Leben. Leider – oder zum Glück – funktioniert es so nicht.
Hypnose kann Tore öffnen. Klarheit bringen. Emotionen lösen. Aber die Verantwortung für das, was danach kommt, liegt bei Dir. Hypnose macht Dir nichts vor. Sie zeigt Dir, was in Dir steckt. Und was möglich ist.
Aber Du musst diese Möglichkeiten leben. Die Veränderung im Alltag verankern. Entscheidungen treffen. Dranbleiben. Ich begleite viele meiner Klient:innen in diesem Prozess weiter – mit Coaching, kleinen Aufgaben oder einfach Gesprächen, die das Erlebte einordnen.
Hypnose ist der Anfang. Nicht die Abkürzung.
Mein kleines Buch „Einfacher wird es nicht (aber vielleicht schöner)“ ist ein Herzensprojekt – voller humorvoller Gedanken und mit ganz vielen Vierhaaren, die mit ihren Impulsen zur Leichtigkeit im Alltag anregen. Wenn Du neugierig bist, wie die kleinen Dinge manchmal große Veränderungen bringen, schau gerne rein! Hier ist die Geschichte hinter dem Buch.
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