Zwei fröhliche Vierhaare-Figuren stehen nebeneinander, halten sich an der Hand und lächeln – eine Darstellung von Verbindung, Unterstützung und gemeinsamer Freude.

Ich begleite viele Menschen im Jobcoaching. Ganz unterschiedliche Lebenswege, Situationen, Herausforderungen.
In diesem Jahr sind mir besonders vier Frauen über 50 in Erinnerung geblieben. Sie alle haben, teils schon während des Coachings, einen neuen Job gefunden.

Das sind nicht nur schöne Erfolgsgeschichten. Das ist ein klares Signal.
Ein Signal dafür, dass sich etwas bewegen kann, wenn Menschen gesehen, begleitet und ermutigt werden. Und wenn man beginnt, tiefsitzende Mythen über Alter, Brüche und vermeintliche „Lücken“ im Lebenslauf zu hinterfragen.

Ich arbeite seit mehreren Jahren als Coachin. Viele meiner Klientinnen und Klienten kommen über Aktivierungs- und Vermittlungsgutscheine, die vom Jobcenter oder der Agentur für Arbeit gefördert werden. In diesem Rahmen habe ich inzwischen über 500 Sitzungen gegeben. Und auch wenn jede Geschichte anders ist, gibt es Themen, die sich wiederholen: Zweifel, Unsicherheit, das Gefühl, nicht mehr dazuzugehören – aber auch der Wunsch, wieder beruflich anzukommen.
Ich will arbeiten. Ich will gesehen werden. Ich will dazugehören.

Besonders bei Menschen über 50 ist das spürbar. Viele von ihnen haben das Gefühl, übersehen zu werden. Als wäre der Zug schon abgefahren. Gleichzeitig tragen sie so viel in sich: Erfahrung, Verlässlichkeit, Klarheit. Und genau das darf im Coaching wieder sichtbar werden.

Klarheit, Struktur und Tools – die äußere Arbeit

Natürlich geht es im Job-Coaching zunächst auch ums Handwerk: Lebensläufe überarbeiten, Lücken erklären, Kompetenzen klar benennen, berufliche Stationen einordnen, Stärken herausarbeiten. Wir schreiben gemeinsam Bewerbungen – und zwar so, dass sie weder glattgebügelt noch anbiedernd wirken, sondern authentisch, sachlich und selbstbewusst.

Dazu nutzen wir auch technische Hilfen. KI-gestützte Tools wie ChatGPT können beim Formulieren von Anschreiben unterstützen, bei der Strukturierung von Lebensläufen helfen und dabei, sich sprachlich klarer auszudrücken. Ich zeige, wie man diese Werkzeuge gezielt einsetzen kann – nicht als Ersatz, sondern als Verstärker der eigenen Persönlichkeit. Gerade Frauen, die sich digital oft unterschätzt fühlen, erleben hier einen echten Aha-Moment: Ich kann das. Und es hilft mir.

Die eigentliche Veränderung beginnt innen

Doch der größte Hebel liegt nicht im Layout.
Er liegt im Kopf.

  • Mit über 50 will mich eh keiner mehr.

  • In meinem Alter wird man nicht mehr neu eingestellt.

  • Ich bin zu alt, um nochmal was Neues zu lernen.

  • Ich kann mit der Technik nicht mithalten.

  • Ich bin nichts Besonderes.

  • Andere sind viel besser qualifiziert als ich.

  • Ich blamiere mich bestimmt im Vorstellungsgespräch.

  • Ich kann keine spontanen Fragen beantworten.

  • Ich bekomme sowieso eine Absage – wozu bewerben?

  • Wenn ich den Job kriege, halte ich das Pensum bestimmt nicht durch.


Diese Sätze höre ich fast täglich – und sie sitzen tief. Sie entwerten Biografien, bevor ein Gespräch überhaupt stattgefunden hat. Im Coaching geht es genau darum, diese inneren Überzeugungen zu entlarven, zu hinterfragen und neue Perspektiven zu entwickeln. Nicht, um etwas schönzureden. Sondern um das sichtbar zu machen, was tatsächlich da ist: Kompetenz, Erfahrung, Verantwortungsgefühl, Lernbereitschaft.

Frauen über 50 sind für viele Unternehmen ein Gewinn. Sie wissen, was sie können. Sie bringen Lebenserfahrung mit, haben oft keine familiären Verpflichtungen mehr und sind hochmotiviert, sich einzubringen – nicht für irgendeinen Job, sondern für eine Aufgabe, die Sinn macht. Viele haben noch zehn, zwölf oder mehr Jahre Berufsleben vor sich. Wer hier einstellt, investiert in Stabilität, in Loyalität, in Klarheit. Und genau das lernen meine Klientinnen wieder zu benennen – und zu vertreten.

Coaching als Resonanzraum

Im Coaching entstehen Gespräche, die es sonst selten gibt. Es ist ein geschützter Raum, in dem auch Unsicherheit, Wut, Traurigkeit Platz haben dürfen. Und es ist ein Raum, in dem neue Sätze entstehen:

  • Ich bringe Erfahrung mit – nicht nur Jahre.

  • Ich darf lernen, ohne alles schon zu können.

  • Ich entscheide, wie viel ich geben will – nicht der Arbeitsmarkt.

  • Meine Geschichte ist kein Makel, sondern mein Fundament.

  • Ich bin nicht zu spät dran – ich bin genau jetzt bereit.

Diese Haltungsänderung macht mehr mit dem Gegenüber als jedes perfekte Anschreiben. Und sie ist erlernbar. Wir üben Vorstellungsgespräche, reflektieren Rückmeldungen, und feiern, ja, feiern! Jede Einladung, jede Zusage, jeden mutigen Schritt.

Mut macht den Unterschied

Ich schreibe diesen Artikel, weil ich überzeugt bin, dass Coaching eine enorme gesellschaftliche Relevanz hat, besonders in einer Zeit, in der Fachkräfte gesucht werden und gleichzeitig viele gut qualifizierte Frauen sich selbst nicht mehr auf dem Schirm haben.


Jobcoaching ist keine Hexerei. Aber es kann der Funke sein, der etwas neu entzündet: Würde. Selbstwert. Zukunft.

Möchtest du mehr zum Thema wissen? Hier sind noch mehr Informationen zum AVGS-Coaching: Was ist ein AVGS Coaching?

Mein kleines Buch „Einfacher wird es nicht (aber vielleicht schöner)“ ist ein Herzensprojekt – voller humorvoller Gedanken und mit ganz vielen Vierhaaren, die mit ihren Impulsen zur Leichtigkeit im Alltag anregen. Wenn Du neugierig bist, wie die kleinen Dinge manchmal große Veränderungen bringen, schau gerne rein! Hier ist die Geschichte hinter dem Buch.

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