Hypnose – es gibt so viele Vorurteile, auf die ich stoße, sobald ich erzähle, dass ich mit Hypnose arbeite. Viele finden ihren Ursprung in der Geschichte der Hypnose, aus einer Zeit, als es schick war als gesellschaftliches Event Mumien auszuwickeln oder die Geister der Ahnen in verdunkelten Räumen bei Kerzenlicht zu beschwören. Was für eine Vorlage für Hypnose in Filmen! In übertriebenen und unrealistischen Szenen werden fremdgesteuerte Menschen gezeigt, die willenlos ihrem Hypnotiseur oder dessen Auftraggebern zu Diensten sind.
Einen weiteren Teil haben die sogenannten Showhypnosen beigetragen, die zur Unterhaltung in Discotheken und auf anderen Bühnen zu der Vorstellung geführt haben, dass Hypnose dazu missbraucht werden kann, dass sich Menschen in peinliche und blamable Situationen bringen, wie die berühmte Annahme, sie wären ein eierlegendes Huhn.
Im Folgenden habe ich verschiedene Vorurteile, die ich in abgewandelter Form immer wieder höre, zusammengetragen und sie kurz widerlegt.
Abhängigkeit
Vorurteil: Hypnose macht süchtig und man kann nicht mehr ohne leben.
Widerlegung: Hypnose ist ein Werkzeug, das bei Bedarf eingesetzt wird und nicht abhängig macht. Es gibt keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass Hypnose süchtig macht. Im Gegenteil, sie wird erfolgreich zur Suchtbehandlung eingesetzt.
Abhängigkeit von Hypnose
Vorurteil: Dauerhafte Abhängigkeit von Hypnosesitzungen.
Widerlegung: In der Regel wird Hypnose nur für eine begrenzte Anzahl von Sitzungen angewendet, bis das gewünschte Ziel erreicht ist. Hypnose wird gezielt und nur für spezifische Anliegen eingesetzt, so reichen wenige Sitzungen oftmals aus.
Altersbeschränkung
Vorurteil: Hypnose wirkt nur bei bestimmten Altersgruppen.
Widerlegung: Hypnose kann bei Menschen aller Altersgruppen wirksam sein, von Kleinkindern bis zu Senioren. Studien zeigen Erfolge bei Kindern ab 3 Jahren bis hin zu 85-jährigen Patienten.
Angst vor Kontrollverlust
Vorurteil: In Hypnose kann ich nicht steuern, was ich sage oder tue.
Widerlegung: Während der Hypnose behält der hypnotisierte Mensch die Kontrolle über seine Gedanken und Handlungen. Der bewusste Teil des Verstandes bleibt aktiv und entscheidet, ob er den Vorschlägen des Hypnotiseurs folgen möchte oder nicht
Angst vor unbewussten Inhalten
Vorurteil: In Hypnose kommen ungewollte oder belastende Themen hoch.
Widerlegung: Studien zeigen, dass Menschen auch in tiefen Trancezuständen in der Lage sind, Entscheidungen zu treffen und sich den Suggestionen zu widersetzen, wenn sie dies möchten. Das eigene Mindset spielt eine entscheidende Rolle dabei, wie gut jemand auf Hypnose reagiert
Bewegungsunfähigkeit
Vorurteil: Man ist in Hypnose wie gelähmt.
Widerlegung: Die Suggestion von Lähmung kann in bestimmten therapeutischen Kontexten eingesetzt werden, um Symptome zu demonstrieren oder zu behandeln, jedoch bedeutet dies nicht, dass der Hypnotisierte tatsächlich gelähmt ist oder die Kontrolle über seinen Körper verliert.
Bewusstlosigkeit
Vorurteil: In Hypnose ist man bewusstlos.
Widerlegung: Hypnose erfordert aktive Teilnahme und Kooperation. Der Hypnotisierte ist nicht passiv, sondern interagiert mit dem Hypnotiseur und folgt dessen Anweisungen in einem Zustand erhöhter Konzentration.
Esoterik
Vorurteil: Hypnose ist esoterischer Unsinn, Magie oder Zauberei.
Widerlegung: Hypnose basiert auf psychologischen Prinzipien und nicht auf übernatürlichen Kräften. Der hypnotisierte Zustand ist ein veränderter Bewusstseinszustand, der durch Entspannung und fokussierte Aufmerksamkeit erreicht wird, nicht durch Zauberei.
Gehirnwäsche
Vorurteil: Hypnose verändert mein Gehirn oder meine Persönlichkeit dauerhaft.
Widerlegung: Jegliche Veränderungen durch Hypnose basieren auf den eigenen Wünschen und Zielen des Hypnotisanden. Man kann nicht zu Veränderungen gezwungen werden, die man nicht will.
Gedankenkontrolle
Vorurteil: Der Hypnotiseur kann langfristig die Gedanken kontrollieren
Widerlegung: Der Hypnotiseur macht Vorschläge, Suggestionen und es ist deine Entscheidung, ob du sie annimmst oder nicht. Das eigene Mindset und die persönlichen Werte einer Person bleiben auch während und nach der Hypnose intakt.
Glaubensfrage
Vorurteil: Hypnose funktioniert nur, wenn man daran glaubt.
Widerlegung: Während eine gewisse Offenheit gegenüber der Hypnose hilfreich ist, ist es nicht zwingend erforderlich, dass eine Person fest an die Wirksamkeit von Hypnose glaubt. Eine innere Bereitschaft, sich auf den Prozess einzulassen, ist entscheidend.
Identitätsverlust
Vorurteil: Nach der Hypnose bin ich nicht mehr derselbe Mensch.
Widerlegung: Hypnose zielt nicht darauf ab, die Kernpersönlichkeit zu verändern. Stattdessen kann sie helfen, Einstellungen und Verhaltensweisen zu modifizieren, die eine Person ändern möchte.
Ineffektivität
Vorurteil: Hypnose wirkt bei mir nicht.
Widerlegung: Menschen reagieren unterschiedlich auf Hypnose. Einige sind sehr empfänglich, während andere weniger darauf ansprechen. Dies hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich der individuellen Suggestibilität. Zudem erfordert eine gewisse Bereitschaft und Offenheit, sich auf den Prozess einzulassen.
Kontrollverlust
Vorurteil: Sorge, die Kontrolle über sich selbst zu verlieren.
Widerlegung: In der Hypnose schaut das wache Bewusstsein wie von einem bequemen Sessel auf die Arbeit des Unterbewusstseins. Geschieht etwas, dass es ablehnt oder das ihm widerstrebt, so schaltet es sich unmittelbar wieder zu und übernimmt die Führung.
Kosten
Vorurteil: Hypnose ist zu teuer.
Widerlegung: Viele Menschen nutzen Hypnose zur Behandlung von Problemen wie Rauchentwöhnung oder Gewichtsreduktion. Die Kosten für mehrere Hypnosesitzungen können im Vergleich zu den langfristigen Ausgaben für Zigaretten oder Diäten relativ gering sein.
Manipulation
Vorurteil: Ich werde in Hypnose manipuliert und mache Dinge gegen meinen Willen.
Widerlegung: Die Vorstellung, dass ein Hypnotiseur Menschen gegen ihren Willen zu etwas zwingen kann, ist ein weit verbreiteter Mythos. In Wirklichkeit können Menschen unter Hypnose nicht zu Handlungen gezwungen werden, die sie moralisch ablehnen oder die gegen ihren Willen sind.
Passivität
Vorurteil: Während der Hypnose bin ich eine Marionette und der Hypnotiseur kontrolliert mich.
Widerlegung: Du behältst deine Autonomie und Entscheidungsfähigkeit. Der Hypnotiseur ist eher eine Reiseleitung, die hilft, die eigenen inneren Ressourcen zu nutzen, und definitiv kein Puppenspieler, der die Kontrolle übernimmt.
Persönliche Eignung
Vorurteil: Nur schwache oder leichtgläubige Menschen können hypnotisiert werden.
Widerlegung: Hypnose ist für alle psychisch gesunden Menschen zugänglich, unabhängig von ihrer Willensstärke oder Glaubwürdigkeit. Studien zeigen, dass auch willensstarke und intelligente Menschen erfolgreich hypnotisiert werden können, da sie in der Lage sind, Anweisungen gezielt umzusetzen.
Qualifikationszweifel
Vorurteil: Ist der Hypnotiseur überhaupt qualifiziert?
Widerlegung: Seriöse Hypnotiseure sind oft Mitglieder in anerkannten Fachverbänden wie dem Deutschen Verband für Hypnose (DVH), der Milton-Erickson-Gesellschaft (MEG) oder der Deutschen Gesellschaft für Hypnose (DGH). Um die Qualifikation eines Hypnotiseurs einzuschätzen, solltest Du nach Verbandsmitgliedschaften, transparenten Angaben zur Ausbildung und anerkannten Zertifizierungen fragen. Im Zweifelsfall kannst du dich auch an die Fachverbände wenden.
Schlafähnlicher Zustand
Vorurteil: Hypnose ist wie Schlaf und man bekommt nichts mit.
Widerlegung: Du bist während der Hypnose wach, klar und aufmerksam auf das, was im Inneren geschieht.
Schnellwirkung
Vorurteil: Die schnelle Wirkung von Hypnose ist unglaubwürdig.
Widerlegung: Die Geschwindigkeit der Wirkung hängt stark von individuellen Faktoren ab, wie der Komplexität des zu behandelnden Problems und der Bereitschaft des Klienten zur Veränderung. Bei manchen Menschen zeigen sich bereits nach einer Sitzung positive Effekte, während andere möglicherweise mehrere Sitzungen benötigen. Viele Menschen berichten, dass sie nach einer Hypnosesitzung nicht sofort Veränderungen wahrnehmen, diese jedoch im Laufe der Zeit eintreten. Oft geschieht die Wirkung unbewusst, was bedeutet, dass Veränderungen auch dann stattfinden können, wenn der Klient sie nicht sofort bemerkt.
Schmerzen
Vorurteil: Hypnose kann Schmerzen oder unangenehme Körperreaktionen auslösen.
Widerlegung: Ganz im Gegenteil! Hypnose ermöglicht es Patienten, mehr Kontrolle über ihre Körperreaktionen zu erlangen. Dies kann dazu beitragen, unangenehme Empfindungen zu reduzieren.
Schwäche
Vorurteil: Nur charakterschwache Menschen können hypnotisiert werden.
Widerlegung: Auch bei der Hypnose gilt die Gauß’sche Normalverteilung bei der Hypnotisierbarkeit. Das sagt etwas über die Zahl der Menschen aus, die nicht, normal oder sehr gut hypnotisierbar sind, aber nichts über den Charakter.
Showeffekt
Vorurteil: Hypnose ist nur für Shows und Unterhaltung gedacht.
Widerlegung: Die Vorstellung, dass Hypnose nur für Shows und Unterhaltung gedacht ist, ist irreführend und vernachlässigt die ernsthaften therapeutischen Anwendungen dieser Methode. Showhypnose unterscheidet sich grundlegend von therapeutischer Hypnose, die professionell in Therapie, Coaching und Medizin eingesetzt wird.
Skepsis
Vorurteil: Ich glaube nicht, dass Hypnose mir helfen kann.
Widerlegung: Obwohl es verständlich ist, skeptisch zu sein, kann eine gewisse Offenheit gegenüber neuen Ansätzen hilfreich sein. Hypnose ist ein Werkzeug, das helfen kann, die eigenen inneren Ressourcen zu aktivieren und Veränderungen herbeizuführen.
Steckenbleiben
Vorurteil: Man kann in Hypnose „stecken bleiben“.
Widerlegung: Hypnose ist ein sicherer Zustand, aus dem man sich jederzeit selbst zurückkommen kann. Der Körper hat natürliche Mechanismen, die dafür sorgen, dass man aus der Trance erwacht, z.B. wenn man auf die Toilette muss. Es ist unmöglich, dauerhaft in Trance zu bleiben.
Stimmabhängigkeit
Vorurteil: Die Stimme des Hypnotiseurs entscheidet über den Erfolg.
Widerlegung: Während die Stimme des Hypnotiseurs durchaus eine Rolle spielen kann, um eine angenehme und vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen, ist sie bei weitem nicht der einzige oder entscheidende Faktor für den Erfolg einer Hypnosebehandlung. Es ist das Zusammenspiel vieler Aspekte, das letztendlich über die Wirksamkeit entscheidet.
Tiefe Trance
Vorurteil: Hypnose wirkt nur, wenn man in eine sehr tiefe Trance geht.
Widerlegung: Auch leichte Trancezustände können sehr wirksam sein; die optimale Trancetiefe variiert je nach Person und Anliegen. Manche Menschen profitieren von leichteren, andere von tieferen Trancezuständen.
Traumähnlichkeit
Vorurteil: Hypnose ist wie ein Traum und nicht real.
Widerlegung: Träume sind oft surreal und unlogisch, die Hypnose hingegen basiert auf der Realität und den spezifischen Zielen des Klienten. Die Erfahrungen während der Hypnose können sehr klar und fokussiert sein.
Unbewusste Enthüllungen
Vorurteil: Ich sage Dinge, die ich nicht preisgeben will.
Widerlegung: In einer Hypnosesitzung wird konzentriert an den Zielen des Klienten gearbeitet. Es geht nicht darum, verborgene Informationen zu bekommen. Professionelle Hypnotiseure folgen strengen ethischen Richtlinien und respektieren die Privatsphäre ihrer Klienten. Zudem bleibt die Kontrolle, auch über alles gesagte, beim Klienten.
Unwissenschaftlichkeit
Vorurteil: Hypnose hat keine wissenschaftlichen Grundlagen und ist deshalb unseriös.
Widerlegung: Hypnose ist in ihren biologischen Grundlagen und ihrer therapeutischen Wirksamkeit gut wissenschaftlich untersucht. Hunderte kontrollierte Studien mit über 10.000 Patienten belegen die Wirksamkeit bei verschiedenen Beschwerden wie Ängsten, Traumata und psychosomatischen Erkrankungen. Mithilfe moderner bildgebender Verfahren konnte gezeigt werden, dass sich die Gehirnaktivität während der Hypnose messbar verändert. Bestimmte Areale, die für Aufmerksamkeit, Vorstellungskraft und Selbstwahrnehmung zuständig sind, zeigen eine veränderte Aktivität.
Zauberei
Vorurteil: Hypnose ist Zauberei.
Widerlegung: Im Gegensatz zu Zauberei oder Magie beruht Hypnose nicht auf übernatürlichen Kräften. Sie funktioniert durch den Einsatz von Suggestionen und Entspannungstechniken, um einen veränderten Bewusstseinszustand zu erreichen, in dem das Unterbewusstsein besser zugänglich ist
Zwang
Vorurteil: Sorge, zu ungewollten Handlungen gezwungen zu werden
Widerlegung: Wenn in Hypnose etwas geschieht, was nicht erwünscht ist, schaltet sich die innere Kontrollinstanz (der kritische Faktor) zu, die dafür sorgt, dass die Hypnose beendet wird.
Zweifel an der Methode
Vorurteil: Warum sollten Worte in Hypnose helfen?
Widerlegung: Suggestionen wirken tief im Unterbewusstsein und können Verhaltens- und Denkweisen positiv beeinflussen. Gezielte sprachliche Anweisungen helfen, die Aufmerksamkeit auf bestimmte Aspekte zu lenken und unerwünschte Gedanken auszublenden.
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