Zwei stilisierte Figuren mit je vier Haarsträhnen stehen sich gegenüber und berühren sich leicht an den Händen. Zwischen ihnen sind zwei blaue Pfeile in entgegengesetzter Richtung gezeichnet, die einen Wechsel andeuten. Die linke Figur ist kräftiger gezeichnet, die rechte transparenter. Beide tragen lange, knopfartige Gewänder.

Stell dir vor, du könntest dein Leben wie ein Theaterstück inszenieren. Du bist nicht nur der Hauptdarsteller, sondern auch der Regisseur, der Bühnenbildner und manchmal sogar der Kritiker. Klingt spannend, oder? Genau das ist das Psychodrama; eine psychotherapeutische Methode, die von Jacob L. Moreno („das Innere auf die äußere Bühne bringen“) entwickelt wurde und seitdem die Welt der Therapie bereichert. Aber keine Sorge, es geht hier nicht darum, schauspielerische Leistungen zu erbringen. Stattdessen geht es darum, deine inneren Konflikte, Beziehungen und Lebenssituationen auf eine kreative und interaktive Weise zu erforschen.

Was ist Psychodrama?

Das Psychodrama ist eine Form der Gruppenarbeit, die es dir ermöglicht, deine Probleme und Konflikte durch Rollenspiele und szenische Darstellungen zu bearbeiten. Es geht darum, deine inneren Welten und zwischenmenschlichen Beziehungen auf einer Bühne zu inszenieren und so neue Perspektiven und Lösungen zu finden.

Jacob L. Moreno, der Begründer des Psychodramas, sah das Leben selbst als eine Art Theaterstück. Er glaubte, dass wir durch das Spielen und Erleben von Rollen tiefere Einsichten gewinnen und uns selbst besser verstehen können.

Die wichtigsten Tools des Psychodramas

Das Psychodrama bietet eine Vielzahl von Tools und Techniken, die dir helfen können, deine Probleme zu bearbeiten und neue Wege zu finden. Hier sind einige der wichtigsten:

1. Tauschen

Das Tauschen ist eine Methode im Psychodrama. Hier spielst du verschiedene Rollen, die mit deinen Konflikten und Beziehungen verbunden sind. Du kannst zum Beispiel deinen Chef, deinen Partner oder sogar deinen inneren Kritiker spielen. Durch das begleitete Wechseln der Rollen gewinnst du neue Perspektiven und verstehst die Situation aus verschiedenen Blickwinkeln.

Beispiel: Stell dir vor, du hast einen Konflikt mit deinem Partner. Im Rollenspiel spielst du zuerst dich selbst und dann deinen Partner. Plötzlich siehst du die Situation aus seiner Sicht und verstehst vielleicht, warum er so reagiert hat.

2. Doppeln

Doppeln – wenn dir jemand die Worte leiht

Manchmal spürt man etwas ganz genau – aber findet einfach keine Worte dafür. Beim Doppeln übernimmt jemand anderes (zum Beispiel die Leitung oder eine Person aus der Gruppe) das Aussprechen. Laut und sichtbar. Das fühlt sich anfangs vielleicht ungewohnt an, wirkt aber oft erstaunlich klärend. Denn plötzlich steht etwas im Raum, das vorher nur vage war – und du merkst: Ja, genau das meine ich. Doppeln hilft, innere Vorgänge greifbar zu machen – und ist wie ein achtsames Angebot: Du darfst zustimmen, korrigieren oder ergänzen.

Beispiel: Du sprichst über einen Konflikt mit deinem Vater, aber du kommst nicht weiter. Dein Doppelgänger sagt: „Ich fühle mich unverstanden und wütend.“ Plötzlich merkst du, dass genau das dein Problem ist.

3. Spiegeln

Beim Spiegeln beobachtest du, wie jemand anderes deine Rolle spielt. Das kann dir helfen, dich selbst aus einer distanzierten Perspektive zu sehen und neue Einsichten zu gewinnen.

Beispiel: Du spielst eine Szene mit deiner Chefin, und dann beobachtest du, wie jemand anderes deine Rolle spielt. Du siehst, wie du selbst in der Situation wirkst und kannst dein Verhalten reflektieren.

4. Rollentausch

Beim Rollentausch wechselst du die Rollen mit einer anderen Person. Du spielst zum Beispiel deinen Partner, und dein Partner spielt dich. Das kann dir helfen, die Situation aus einer anderen Perspektive zu sehen und Empathie für die andere Person zu entwickeln.

Beispiel: Du streitest dich oft mit deiner Schwester. Beim Rollentausch spielst du deine Schwester und sie spielt dich. Plötzlich verstehst du, warum sie so reagiert, wie sie es tut.

5. Soziometrie

Die Soziometrie ist eine Methode, um soziale Beziehungen und Gruppendynamiken zu erforschen. Hierbei werden die Beziehungen zwischen den Gruppenmitgliedern sichtbar gemacht, zum Beispiel durch das Aufstellen im Raum.

Beispiel: In einer Gruppe von Freunden wird sichtbar, wer sich besonders nahe steht und wer vielleicht etwas distanzierter ist. Das kann helfen, Konflikte und Dynamiken in der Gruppe zu verstehen.

Warum Psychodrama? Die Vorteile im Überblick

  1. Tiefe Einsichten: Durch das Spielen und Erleben von Situationen gewinnst du oft tiefere Einsichten, als es durch reines Reden möglich wäre.
  2. Emotionale Befreiung: Du kannst Emotionen ausdrücken, die du vielleicht lange unterdrückt hast.
  3. Kreativität und Spontaneität: Das Psychodrama fördert deine Kreativität und Spontaneität. Du lernst, flexibel auf Situationen zu reagieren und neue Wege zu finden.
  4. Stärkung des Selbstbewusstseins: Indem du dich in verschiedene Rollen hineinversetzt, lernst du, dich selbst besser zu verstehen und zu akzeptieren.
  5. Spaß und Humor: Ja, Psychodrama kann auch Spaß machen! Lachen ist erlaubt, und manchmal ist es sogar sehr befreiend!

Mein persönlicher Blick auf das Psychodrama

Ein Moment ist mir besonders im Gedächtnis geblieben: Ich sollte meine innere Kritikerin darstellen. In meinem Kopf erschien sofort ein Bild – streng, mit Dutt, Brille, Notizblock, immer bereit zur Bewertung. Als ich in ihre Rolle schlüpfte, spürte ich, wie vertraut und gleichzeitig überzogen ihre Haltung war. Und als ich ihr später gegenüberstand, als ich selbst, wurde klar: Diese Stimme hatte lange dominiert, aber sie war nicht die Wahrheit. In diesem Moment verlor sie an Macht. Ich musste lachen. Über die Übertreibung, über mich und über die Erkenntnis, wie entlarvend es sein kann, den eigenen Mustern eine Bühne zu geben.

Fazit: Psychodrama – mehr als nur ein Spiel

Das Psychodrama ist eine starke Methode, um tiefe Einsichten zu gewinnen, emotionale Blockaden zu lösen und neue Wege im Leben zu finden. Es kombiniert die Ernsthaftigkeit der Thematik mit der Leichtigkeit des Spiels und bietet dir die Möglichkeit, dich selbst auf eine ganz neue Art kennenzulernen.

Du willst dich selbst besser verstehen, statt nur darüber zu reden? Dann lass uns gemeinsam die Bühne betreten – im Klarplatz ist Raum dafür.

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