Coaching ist mehr als eine Dienstleistung – es ist eine Haltung. Wer als Coachin oder Coach arbeitet, begleitet Menschen in Veränderungsprozessen, stärkt Selbstwirksamkeit und fördert Reflexion. Dabei geht es nicht nur um persönliche Ziele, sondern auch um gesellschaftliche Verantwortung. Gerade in Zeiten, in denen rechtsextreme Ideologien wieder an Boden gewinnen, ist es wichtiger denn je, Haltung zu zeigen.

Coaching beruht auf Werten

Jede Coaching-Beziehung basiert auf grundlegenden Werten wie Respekt, Offenheit und der Anerkennung der Würde jedes Menschen. Diskriminierung, Ausgrenzung oder Hass haben hier keinen Platz. Coaching unterstützt Menschen dabei, selbstbestimmt zu handeln und sich nicht von Angst oder Manipulation leiten zu lassen – Werte, die dem rechtsextremen Denken fundamental widersprechen.

Ein zentraler Aspekt des Coachings ist die Förderung von Empathie und sozialer Verantwortung. Ein Klima des Vertrauens und der Offenheit ist essenziell für die persönliche Entwicklung – doch genau dieses Klima wird durch rechte Ideologien systematisch untergraben. Menschen, die diskriminiert werden, verlieren oft den Glauben an ihre eigene Selbstwirksamkeit. Hier kann Coaching eine Brücke bauen: Es zeigt auf, dass jeder Mensch eine Stimme hat und diese nutzen kann.

Die ethischen Prinzipien des DFC (Deutscher Fachverband Coaching), dem ich mich angeschlossen habe,  betonen zudem die Verantwortung der Coaches, gesellschaftliche Werte zu vertreten. Die DFC-Ethik verpflichtet Coaches, sich von rechtsradikalen Organisationen zu distanzieren und eine menschenwürdige Haltung zu bewahren. Diese klare Abgrenzung ist entscheidend, um Coaching als professionelles und integratives Instrument zu erhalten. Weitere Informationen zur Ethik des DFC finden sich unter: DFC-Ethikrichtlinien.

Reflexion statt Parolen

Rechtsextreme Ideologien leben von einfachen Antworten auf komplexe Fragen. Sie setzen auf Feindbilder, die Emotionen schüren, anstatt Lösungen zu suchen. Coaching hingegen lebt von Reflexion, Perspektivwechsel und kritischer Selbstprüfung. Wer sich coachen lässt, ist bereit, Verantwortung für das eigene Denken und Handeln zu übernehmen – eine Haltung, die mit autoritären Weltbildern unvereinbar ist.

Coaching fördert die Fähigkeit, Ambiguitäten auszuhalten und Differenzierungen vorzunehmen. Wer sich in der Tiefe mit seinen eigenen Denkmustern auseinandersetzt, erkennt oft, dass Vorurteile keine soliden Fundamente haben. Gerade in Zeiten zunehmender gesellschaftlicher Spaltung ist es daher entscheidend, Räume zu schaffen, in denen differenziertes Denken möglich ist.

Psychologische Mechanismen verstehen

Als Coachin weiß ich, dass Unsicherheit, Angst und das Gefühl von Kontrollverlust Menschen anfällig für populistische Narrative machen können. Rechtsextreme Strömungen nutzen gezielt psychologische Mechanismen, um Ängste zu verstärken und einfache Feindbilder zu etablieren. Doch genau hier liegt auch eine Chance: Diese Mechanismen zu verstehen, hilft, konstruktiv gegenzusteuern – durch Bildung, Aufklärung und die Förderung von Selbstwirksamkeit.

Ein Mensch, der sich seiner eigenen Stärken und Ressourcen bewusst ist, ist weniger anfällig für Hetze und Manipulation. Coaching stärkt genau diese innere Widerstandskraft und ermutigt Menschen, nicht in Angst und Ohnmacht zu verharren, sondern aktiv für ihre Werte einzustehen.

Verantwortung übernehmen

Schweigen ist keine Option. Als Coachin arbeite ich mit Menschen, die sich weiterentwickeln wollen – das schließt ein, sich mit der eigenen Haltung auseinanderzusetzen. Neutralität darf nicht mit Gleichgültigkeit verwechselt werden. Wer in einem helfenden Beruf arbeitet, trägt Verantwortung dafür, dass Menschen in einem Umfeld wachsen können, das frei von Angst und Unterdrückung ist.

Gerade im Coaching ist es wichtig, nicht nur individuell zu denken, sondern auch den gesellschaftlichen Kontext mitzuberücksichtigen. Systemische Ansätze lehren uns, dass jede Veränderung auf individueller Ebene Auswirkungen auf das größere Ganze hat. Wer sich gegen menschenfeindliche Ideologien stellt, setzt damit ein klares Zeichen für eine Gesellschaft, in der alle Menschen die Möglichkeit haben, sich frei zu entfalten.

Was kann ich konkret tun?

  • Haltung zeigen: In Gesprächen klarmachen, dass menschenfeindliche Ideologien keinen Platz haben.
  • Aufklärung leisten: Mechanismen von Manipulation und Angst erkennen und entlarven.
  • Vernetzen und unterstützen: Initiativen und Organisationen stärken, die sich für eine offene Gesellschaft einsetzen.
  • Mut machen: Menschen ermutigen, sich nicht aus Angst vor Gegenwind zurückzuziehen.
  • Sich weiterbilden: Sensibilisierung für Diskriminierung und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit als Teil der eigenen beruflichen Entwicklung begreifen.
  • Aktiv werden: Veranstaltungen besuchen, Artikel schreiben, Workshops anbieten oder Menschen in Diskussionen unterstützen, die sich gegen rechte Ideologien positionieren.
  • Professionelle Standards bewahren: Sich an die ethischen Leitlinien des DFC halten, um Coaching als wertschätzendes und respektvolles Instrument der Veränderung zu schützen.

Ein starkes Coaching für eine starke Gesellschaft

Coaching bedeutet, Menschen zu stärken – nicht nur für sich selbst, sondern auch für eine Gesellschaft, in der Freiheit, Respekt und Menschlichkeit zählen. Ein „Gegen Rechts“ ist kein politisches Statement – es ist eine ethische Notwendigkeit.

Indem wir uns als Coachinnen und Coaches klar positionieren, tragen wir dazu bei, eine Kultur der Selbstreflexion, des respektvollen Miteinanders und der demokratischen Verantwortung zu stärken. Es geht nicht darum, Menschen mit anderen politischen Überzeugungen zu belehren – es geht darum, einen Diskurs zu ermöglichen, der auf Fakten, Empathie und kritischem Denken basiert. Nur so können wir langfristig verhindern, dass Hass und Hetze die Oberhand gewinnen.

Die ethischen Grundsätze des DFC unterstreichen, dass Coaching nicht nur ein Beruf, sondern auch eine gesellschaftliche Verantwortung ist. Coachinnen und Coaches verpflichten sich dazu, professionelle Unabhängigkeit, Integrität und Transparenz zu wahren und aktiv für eine Welt einzustehen, die von Frieden, Wohlergehen und Entfaltungsmöglichkeiten für alle geprägt ist.

Denn am Ende geht es im Coaching – und im Leben – immer um eines: Entwicklung. Und das gelingt nur in einer Gesellschaft, die Vielfalt nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung begreift.