Lasst uns mal einige Jahrhunderte zurückreisen, in die kleine ungarische Stadt Kocs, die im 15. Jahrhunderten bekannt für ihre hochwertigen vierrädrigen Kutschen gewesen ist. Diese Kutschen, die Koczi Szeter verbreiteten sich in ganz Europa.

In Frankreich nannte man diese Kutschen „Coche“ und der Lenker der Kutschen war der Cocher, dessen Aufgabe darin bestand, seine Passagiere und seine Ware sicher von einem Ort zum anderen zu bringen. Noch dichter an der heutigen Begrifflichkeit sind wir im Englischen, dort ist der Kutscher der Coachman. Und so sind wir von der Pferdekutsche schon fast beim modernen Coaching angekommen.

Mein erster Coach

Der erste Coach, mit dem ich über das Fernsehen und meine tennisbegeisterte Mutter in Berührung gekommen bin, war Ion Tiriac, Coach und Manager vom jungen aufstrebenden Tennisstar Boris Becker. Damals hatte ich allerdings weder Interesse am Tennis noch am Coaching, sondern war mehr mit Pubertät beschäftigt. Also war für mich der Begriff des Coaches 1. uninteressant und 2. ganz klar der Sportwelt zugeschrieben.

Dem war aber nicht so, denn nach der Kutschgeschichte wurde der Begriff „Coach“ im Bildungsbereich verwendet, insbesondere an der Universität Oxford im 18. Jahrhundert, um private Tutoren zu beschreiben, die Schüler bei Prüfungsvorbereitungen unterstützten. Später wurde der Begriff auch auf sportliche Trainer angewendet, die Teams zum Erfolg führten.

Sokrates und die alten Griechen

Tatsächlich reichen die Ursprünge des Coachings noch weiter, bis in die Antike zurück, als die Philosophie der Selbstverbesserung und des persönlichen Wachstums bereits präsent war. So coachten die Philosphen ihre Schüler, ohne, dass es dafür den Namen Coach gegeben hätte. So ist die Idee des Mentors und des Begleiters so alt, wie die Geschichte der Philosophie.

Die Tätigkeit des Coachens geht auf den Philosophen Sokrates zurück. Sokrates wird oft als Vater des modernen Coachings bezeichnet, da er durch seine sokratische Methode, die auf dem Stellen von Fragen und dem Führen sinnvoller Gespräche basierte, seine Schüler dazu anregte, neue Erkenntnisse zu gewinnen und ihre Denkmuster zu überdenken. Diese Methode, auch bekannt als Mäeutik oder Hebammenkunst, zielte darauf ab, durch Fragen die Entwicklung von neuen Einsichten und Einstellungen anzustoßen, wobei der Fragende als Geburtshelfer für die Selbstreflexion des Befragten fungierte. Und da sind wir an der heutigen Definition des Coachings schon sehr dicht dran.

Coaching im 20. Jahrhundert

Zurück in die Moderne gesprungen ist der Name Thomas Leonard einer, um den man nicht umhin kommt, wenn man sich mit der Geschichte des Coachings auseinandersetzt. In den 1980er Jahren begann Thomas Leonard, ein US-amerikanischer Finanzplaner, das Konzept des Life Coaching zu entwickeln, um Menschen bei der Lebensorganisation und Zielerreichung zu unterstützen. In den frühen 1990er Jahren gründete Leonard das erste formale Coach-Ausbildungsprogramm namens Coach University, das Kurse in Coaching anbot. Leonard war auch maßgeblich an der Gründung der ICF (Internationale Coach Federation) beteiligt, die branchenweite Standards und Ethik festlegte und unabhängige Zertifizierungen für Coaches anbot.

Die metaphorische Bedeutung des Begriffs „Coach“

Die Verwendung des Begriffs „Coach“ als Metapher verdeutlicht die Rolle des Coaches als Begleiter auf dem Weg von einem Ausgangspunkt zum gewünschten Ziel. Ein Coach unterstützt seine Klientinnen und Klienten dabei, ihre eigenen Ziele zu setzen, neue Erkenntnisse zu gewinnen und persönliches Wachstum zu fördern. Durch gezielte Fragen und Unterstützung bei der Umsetzung von Handlungen trägt ein Coach dazu bei, dass seine Coachees schneller und effektiver ihre Ziele erreichen können oder, ganz im Sokratischen Sinne zu neuen Einsichten und Einstellungen kommen können.

Vom Führungskräftecoaching zum Lifecoaching

Die Anfänge des modernen Coachings in den 1930er bis 60er Jahren des letzten Jahrhunderts waren im Arbeitsumfeld zu finden. Manager oder Vorgesetzte agierten als Coaches, um die Entwicklung und Produktivität ihrer Teams zu unterstützen, was eine frühe Form des Management-Coachings innerhalb von Organisationen darstellt.
Übergang vom Führungskräftecoaching zum Lifecoaching markiert eine Entwicklung in der Coaching-Praxis, die auf unterschiedliche Bedürfnisse und Ziele eingeht. Lifecoaching zielt darauf ab, Menschen in persönlichen Lebensbereichen zu unterstützen, ihre Ziele zu erreichen und ihr volles Potenzial zu entfalten. Im Lifecoaching werden individuelle Anstöße gegeben, um konkrete Veränderungen anzustoßen und neue Perspektiven zu entwickeln. Es legt den Fokus auf praxisnahe und umsetzbare Ideen zur Verbesserung des persönlichen Lebens.
Dennoch bin ich der Meinung, dass mit einem systemischen Ansatz im Coaching beides nicht voneinander trennbar ist, denn das Berufliche wirkt sich direkt auf das Private aus und umgekehrt. Somit erscheint mir nur ein ganzheitlicher Coachingansatz sinnvoll.

Zurück zum Kutscher, ich mag dieses Bild wirklich gerne, denn ein guter Kutscher kennt Wagen und Pferde und nicht nur den einen Weg und kann somit seinen Reisenden eine gute Begleitung auf ihrem Weg sein, auch wenn der mal holprig scheint.

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