Vier Strichmännchen-ähnliche Figuren mit je vier abstehenden Haaren stehen in einer Gruppe. Jede Figur hat einen anderen Gesichtsausdruck: eine zeigt auf eine andere und lächelt leicht, eine steht abseits und wirkt traurig, eine lacht offen und gestikuliert, die vierte schaut verunsichert zur Seite. Die Szene symbolisiert eine systemische Aufstellung mit unterschiedlichen Positionen und Emotionen innerhalb eines Systems.

Systemisches Aufstellen ist ein wirksames Werkzeug im Coaching, um unbewusste Muster und festgefahrene Dynamiken sichtbar zu machen. Ob im Beruf, in der Familie oder bei persönlichen Entscheidungen – viele Blockaden haben ihren Ursprung in tieferliegenden Systemen, die wir oft gar nicht wahrnehmen.

In diesem Artikel erfährst du, was systemisches Aufstellen ist, woher es kommt, wie es abläuft – und warum ich mich ganz bewusst von den Lehren Bert Hellingers distanziere.

Was ist systemisches Aufstellen?

Systemisches Aufstellen – auch bekannt als Struktur- oder Organisationsaufstellung – ist eine Methode, mit der Beziehungsmuster, innere Anteile oder Konflikte in einem sozialen System sichtbar gemacht werden. Dabei werden Personen, Gefühle oder Konzepte stellvertretend im Raum positioniert. Die räumliche Darstellung bringt oft erstaunlich klar ans Licht, was unter der Oberfläche wirkt.

Ziel ist nicht die schnelle Lösung, sondern ein Perspektivwechsel – ein neues Verstehen. Und oft ist genau das der entscheidende Schritt, um sich innerlich zu sortieren und handlungsfähig zu werden.

Ursprünge: Virginia Satir, Iván Böszörményi-Nagy und die Weiterentwicklung

Die Wurzeln bei Virginia Satir

Die US-amerikanische Familientherapeutin Virginia Satir entwickelte in den 1960er-Jahren die sogenannte Familienskulptur – eine Methode, bei der Familienmitglieder oder Stellvertreter:innen im Raum so angeordnet wurden, dass Beziehungsdynamiken deutlich sichtbar wurden. Ihr Ansatz war von Respekt, Empathie und der Idee geprägt, dass Veränderung durch Bewusstheit und Beziehung geschieht.

Der Blick über Generationen: Iván Böszörményi-Nagy

Er prägte die Familientherapie durch seinen Fokus auf generationenübergreifende Loyalitäten und Verstrickungen. Seine Arbeit zeigte, wie ungelöste Themen aus früheren Generationen das Leben der Nachkommenschaft unbewusst beeinflussen können.

Bert Hellinger: Bekannt, aber nicht richtungsweisend

In den 1980er-Jahren wurde das Familienstellen nach Bert Hellinger populär. Er verband spirituelle Konzepte mit rigiden Ordnungsprinzipien und einem autoritären Stil. Ich arbeite bewusst nicht nach Hellinger.
Sein Umgang mit Schuld, Trauma und Geschlechterrollen, seine dogmatischen Deutungen und die Nähe zu esoterisch aufgeladenen Weltbildern widersprechen meinem Menschenbild und meiner Ethik als Coachin. Die Methode ist zum Glück längst über ihn hinausgewachsen.

Wie läuft eine Aufstellung ab?

Der Ablauf ist strukturiert und individuell zugleich:

  1. Themenklärung
    Was ist das Anliegen? Worum geht es – auf den ersten und auf den zweiten Blick?

  2. Auswahl der Elemente
    Wer oder was gehört zum System? Das können Personen, Rollen, innere Anteile oder abstrakte Begriffe wie „Angst“ oder „Verantwortung“ sein.

  3. Positionierung im Raum
    Die Elemente werden (durch Menschen oder Symbole) im Raum aufgestellt – intuitiv, ohne viel Erklärung.

  4. Resonanz und Wahrnehmung
    Stellvertreter:innen beschreiben ihre Eindrücke. Hier wird oft spürbar, wie tief das System wirkt.

  5. Reflexion und Veränderungsimpulse
    Neue Positionierungen, kleine Sätze oder Perspektivwechsel können bereits erste Entlastung schaffen.

  6. Integration
    Die Erkenntnisse werden in den Alltag übersetzt – oft wirken sie noch lange nach.

Was macht die Methode so hilfreich?

  • Sie macht Unsichtbares sichtbar.
    Rollen, Muster und Blockaden zeigen sich oft glasklar, wenn sie im Raum stehen.

  • Sie löst emotionale Verstrickungen.
    Verdeckte Loyalitäten, alte Verletzungen oder diffuse Spannungen werden greifbar.

  • Sie schafft neue Perspektiven.
    Wer aus der Metaebene auf sein Thema schaut, findet oft überraschend einfache Schritte in die Lösung.

Wo kann man systemisch aufstellen?

Die Methode lässt sich in vielen Bereichen anwenden:

  • Beruflich

    • Teamkonflikte

    • Führungsfragen

    • Entscheidungsprozesse

    • Rollenklärung

  • Familiär und persönlich

    • Beziehungsdynamiken

    • Eltern-Kind-Themen

    • Selbstwert und innere Konflikte

    • Trennung, Trauer, Übergänge

  • Im Einzelcoaching
    Auch ohne Gruppe möglich – mit Symbolen, Bodenankern oder inneren Bildern.

Seriös, verantwortungsvoll und wirksam – auch ohne Bühne

Moderne systemische Aufstellungen sind weit entfernt von der oft kritisierten Show-Dramatik großer Gruppenveranstaltungen. Sie brauchen keine „heilenden Sätze“ von außen, sondern Raum, Resonanz und ein klares, zugewandtes Gegenüber.

In meiner Arbeit nutze ich Aufstellungen zurückhaltend, aber gezielt – als Teil einer ganzheitlichen Prozessbegleitung, bei der du im Mittelpunkt stehst. Keine Deutung von oben, kein spiritueller Überbau – sondern echtes Hinschauen und alltagstaugliche Schritte.

Fazit: Eine Methode mit Geschichte – und Zukunft

Systemisches Aufstellen ist mehr als eine Methode. Es ist eine Haltung: genau hinschauen, Zusammenhänge erkennen, Spielräume eröffnen. Es hat seine Wurzeln in der humanistischen Therapie, nicht in Mystik oder Macht.

Wenn du ein Thema hast, das sich immer wieder im Kreis dreht – beruflich, familiär oder ganz persönlich – kann eine systemische Aufstellung dir dabei helfen, die Perspektive zu wechseln und erste Schritte in die Veränderung zu finden.

Neugierig geworden?
Dann sprich mich an. Wir finden gemeinsam heraus, ob diese Methode zu deinem Anliegen passt – behutsam, klar und auf Augenhöhe.

Claudia Stellmacher-Köthe, Coachin und Hypnose-Spezialistin

Mein kleines Buch „Einfacher wird es nicht (aber vielleicht schöner)“ ist ein Herzensprojekt – voller humorvoller Gedanken und mit ganz vielen Vierhaaren, die mit ihren Impulsen zur Leichtigkeit im Alltag anregen. Wenn Du neugierig bist, wie die kleinen Dinge manchmal große Veränderungen bringen, schau gerne rein! Hier ist die Geschichte hinter dem Buch.

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