Wenn ich so zurückschaue, was mein Berufswunsch gewesen ist, muss ich erst einmal darüber nachdenken, was meine erste Erinnerung an einen Berufswunsch ist. Immerhin gab es die Zeit, wo ich der Annahme war, dass sich alles von alleine fügt und ich mich um nichts kümmern muss. Und dann sind die ersten Ideen entstanden.

Die Teenie-Jahre

Mit einem Mal war diese Idee da, Zahnärztin zu werden. Kein Bezug, keine Mediziner in der Familie und ganz viel Unverständnis im Umfeld. Genauso schnell, wie diese Idee entstanden ist, so ist sie auch wieder verschwunden. Und dann habe ich es gewusst, Psychiaterin. Das war genau mein Ding, zuhören und reden, Menschen in schwierigen Situationen helfen. Dann kam die Pubertät und es war alles gar nicht mehr so lustig in der Schule, was dazu führte, dass meine Leistungen ganz arg nachgelassen haben und ich mit Ach und Krach mein Abi geschafft habe. Medizin hätte ich mit meinem Abitur wahrscheinlich mit 45 anfangen können zu studieren.

Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass ich aufgrund meiner Begeisterung für Feuerwerke kurzfristig in Erwägung gezogen habe, Pyrotechnikerin zu werden. War aber auch nur so eine Idee. Genau wie der Plan, Werbetexterin, Fernsehansagerin oder Schauspielerin zu werden. Die Theater AG war ja nett, aber mehr auch nicht, da gab es, ganz realistisch betrachtet, begnadetere Taltente als mich.

Im Kindergarten

Also kein Medizinstudium und ganz viele Fragezeichen, denn es war bis zum Schluss nicht ganz klar, ob das mit dem Abi etwas wird. Was für ein Glück, dass ich in der Schule den ans schwarze Brett gepinnten Bewerbungszettel für ein freiwilliges soziales Jahr gefunden habe und ehe ich es mich versah im Kindergarten gearbeitet habe.
Dort war sie dann, Cornelia, die junge Kindergartenleiterin mit der tiefen Stimme und dem Streifenhörnchen als Haustier, die frisch von der Uni gekommen ist und Diplom-Pädagogik studiert hatte. In dem Moment hat sich für mich eine neue Tür aufgetan und das Tasten hat eine Richtung bekommen. Ein Studienfach, das wie für mich gemacht zu sein schien.

Im Studium

Das Studium hat alle meine Erwartungen übertroffen, endlich genau das zu lernen, was mir Spaß macht, was für eine Erlösung nach der Schule, die mir vermeintlich eh nichts beibringen konnte. Ich konnte mich den tiefen Themen widmen, es war alles dabei, Psychologie, Soziologie, Recht und Philosophie. Währenddessen habe ich im Notruf für vergewaltigte Frauen e.V. konzeptionell gearbeitet und eine Vorstellung von dem entwickelt, was ich wirklich machen wollte: beraten und begleiten.

Oracle, der Bürokram und die Kinder

Das Studium war beendet, ich war hoch motiviert und arbeitslos. Gerade letztens habe ich den fingerdicken Stapel mit den ganzen Absagen entsorgt. Die Zeit war eine andere und niemand wollte eine 25-jährige Uniabsolventin in leitender Position oder eine Diplompädagogin auf einer Sozialpädagoginnenstelle einstellen. Das war auf einmal ganz schön kompliziert.  Also nicht wie bei Cornelia, der Kindergartenleitung aus Kleefeld.
Der Zufall kam mir zu Hilfe und ich habe eine Stelle, erst auf 3 Monate befristet, als Chauffeurin für einen Vertriebsmitarbeiter bei Oracle, einem großen Datenbankhersteller bekommen. Daraus wurde eine Festanstellung im Sekretariat, in einer Zeit, als die IT-Firmen Anfang der 90er boomten und die Sekretärinnen zur Schulung nach München geflogen wurden. Das war toll und aufregend und leitete meinen langen, langen Ausflug in die kaufmännische Welt ein.

Selbstständige Hausverwaltung, Assistenz der Geschäftsführung in einem mittelständischen Betrieb und die Kinder. Das passte alles gut zusammen, bis die Kinder selbstständig wurden und ich Zeit zum Reflektieren gefunden habe.

Lernen, lernen, lernen

„Back to the roots“, war meine Devise, als ich das Fernstudium zum Personal Coach | psychologischen Beraterin aufgenommen habe. Was für eine Herausforderung nach 30 Jahren wieder richtig mit Lernen anzufangen. Das hat gar nicht so gut funktioniert, wie ich es in Erinnerung hatte. Mit dem entsprechenden Maß an Hartnäckigkeit ging es dann aber sehr gut voran und ich habe nicht nur gelernt, sondern auch ein tolles Netzwerk von Kolleginnen und Kollegen aufbauen können. So ist aus der einen Ausbildung eine dauerhafte Weiterbildung geworden und ich konnte Ende 2020 meine Praxis, den Klarplatz eröffnen.

Klarplatz.de | Claudia Stellmacher-Köthe

Was ich schon immer wollte

Hier und heute habe ich das Gefühl, angekommen zu sein, denn ich mache genau das, was ich schon immer wollte. Mit Menschen arbeiten, sie in herausfordernden Situationen unterstützen, mit ganz verschiedenen Ansätzen. Auf der einen Seite ist es das Jobcoaching, das Menschen durch die Bundesagentur für Arbeit oder das Jobcenter finanziert, dabei unterstützt, sich neu auszurichten. Dann ist es das ganz klassische Coaching, in Präsenz oder online, wenn ein Veränderungswunsch besteht.

In den letzten zwei Jahren ist noch das Coaching mit Unterstützung von Hypnose dazu gekommen, eine sinnvolle Ergänzung zum Coaching, die die Dimension der möglichen Zusammenarbeit um ein vielfältiges erweitert. Nach anfänglicher Skepsis habe ich eine Art zu arbeiten entdeckt, die mein Herz ganz besonders berührt.

Dieses Jahr habe ich meinen ersten Workshop gegeben und arbeite mich in das Thema „Teamcoaching“ ein. Es ergeben sich immer wieder neue und herausfordernde Arbeitsbereiche und ich bin so dankbar, dass ich diesen Weg eingeschlagen habe. Die Reise ist also noch lange nicht zu Ende und ich bin jeden Tag wieder froh, an dem ich genau das mache, was ich schon immer, immer wollte und gleichzeitig hat sich ein Kreis geschlossen.

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