
Viele Menschen kennen das: Eigentlich bist du müde, liegst im Bett und doch will sich der Schlaf nicht einstellen. Stattdessen kreisen die Gedanken im Kopf. Du grübelst über den Tag, planst schon die nächsten Aufgaben oder wälzt Sorgen. Je mehr du versuchst, zur Ruhe zu kommen, desto wacher wirst du.
Hier setzt eine noch recht neue Methode an: Cognitive Shuffling, auf Deutsch auch Gedankenmischen genannt. Sie verspricht, das Gedankenkarussell sanft auszubremsen und das Einschlafen zu erleichtern.
Was ist Cognitive Shuffling?
Cognitive Shuffling (oder Gedankenmischen) ist eine Einschlaftechnik, die vom kanadischen Kognitionswissenschaftler Dr. Luc Beaudoin entwickelt wurde. Das Prinzip klingt einfach: Du erzeugst im Kopf eine Reihe zufälliger, neutraler Gedanken, die weder mit Sorgen noch mit Planung zu tun haben.
Das funktioniert ähnlich wie das Mischen von Spielkarten: Immer neue Bilder, immer neue kleine Einfälle, die lose nebeneinanderstehen und keinerlei logische Reihenfolge haben.
Ziel ist es, den präfrontalen Kortex zu beruhigen, den Teil des Gehirns, der für planendes und sorgendes Denken verantwortlich ist. Wenn dieser Bereich zur Ruhe kommt, kann sich der Geist leichter in einen schläfrigen Zustand versetzen lassen. Cognitive Shuffling ist also keine „Ablenkung“ im klassischen Sinne, sondern eine gezielte Nachahmung des Zustands, den das Gehirn beim natürlichen Einschlafen ohnehin durchläuft.
Warum funktioniert die Methode?
Wer schon einmal beim Einschlafen beobachtet hat, wie die Gedanken langsam zerfallen und in Bruchstücke übergehen, hat genau diesen Prozess erlebt. Wissenschaftler*innen sprechen von Mikroträumen oder fragmentierten, sprunghaften Bildern, die sich kurz vor dem Schlaf einstellen.
Diese Methode zum Gedankenmischen ahmt die natürliche Einschlafphase nach.
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Nachahmung des Einschlafprozesses: Das Gehirn wird durch zufällige Bilder sanft in Richtung Traumzustand geführt.
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Blockade von Grübelschleifen: Anstatt immer wieder in dieselben Sorgen einzutauchen, entstehen harmlose Assoziationen.
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Entlastung des präfrontalen Kortex: Die Region, die sonst unermüdlich plant, bewertet und Sorgen produziert, darf eine Pause machen.
Viele Menschen berichten, dass sie mit dieser Technik deutlich schneller einschlafen, vor allem jene, die zu nächtlichem Gedankenkreisen neigen oder perfektionistisch veranlagt sind.
Schritt-für-Schritt-Anleitung für Cognitive Shuffling
Das Schöne an dieser Methode: Sie ist leicht verständlich und erfordert keinerlei Hilfsmittel. Alles, was du brauchst, ist ein Wort als Ausgangspunkt.
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Ausgangswort wählen
Suche dir ein neutrales Wort, das keine starken Emotionen auslöst – zum Beispiel „Tulpe“, „Balkon“ oder „Stange“. -
Wort in Buchstaben zerlegen
Teile es in seine einzelnen Buchstaben auf. -
Assoziationen finden
Überlege dir zu jedem Buchstaben möglichst viele Wörter, die damit anfangen. Beispiel: T → Tisch, Tanne, Tiger. -
Bilder im Kopf entstehen lassen
Stelle dir zu jedem Begriff für ein paar Sekunden ein kurzes Bild vor – nicht länger. -
Zum nächsten Buchstaben wechseln
Sobald dir nichts mehr einfällt, gehst du einfach weiter. -
Neues Wort wählen
Wenn du am Ende des Wortes angekommen bist oder noch immer wach liegst, wähle einfach ein neues neutrales Wort.
Wichtig ist, dass die Begriffe keiner logischen Reihenfolge folgen. Je banaler und zufälliger, desto besser. So bleibt das Gehirn sanft beschäftigt, ohne in Problemlösungen oder Zukunftsplanungen zu verfallen.
Beispiele aus der Praxis
Damit die Methode leichter vorstellbar wird, hier drei konkrete Durchläufe mit neutralen Wörtern:
Beispiel 1: „Tulpe“
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T → Tiger, Tisch, Tomate
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U → Uhr, Ufer, Unimog
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L → Leiter, Löwe, Lametta
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P → Pfanne, Papier, Pinguin
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E → Eimer, Erdbeere, Elefant
Beispiel 2: „Balkon“
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B → Ball, Banane, Boot
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A → Apfel, Auto, Ananas
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L → Laterne, Laptop, Lampe
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K → Känguru, Kartoffel, Karte
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O → Ofen, Orange, Oktopus
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N → Nudeln, Nagel, Note
Beispiel 3: „Stange“
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S → Sonne, Salz, Sofa
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T → Teller, Trommel, Taxi
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A → Ampel, Affe, Atlas
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N → Nase, Nest, Nudeln
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G → Gabel, Geige, Garten
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E → Eule, Ente, Eis
Zu jedem Bild ein kurzer Moment im Kopf, dann weiter. Dein Geist springt von Szene zu Szene, bis der Schlaf dich sanft überrollt.
Tipps für die Anwendung
Damit Cognitive Shuffling gut funktioniert, helfen ein paar Hinweise:
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Nicht unter Druck setzen: Betrachte die Übung als sanfte Begleitung, nicht als „Schlafbefehl“.
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Ruhige Atmung: Kombiniere das Gedankenmischen mit gleichmäßiger Atmung, um den Körper zusätzlich zu entspannen.
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Regelmäßig üben: Je häufiger du die Technik ausprobierst, desto leichter fällt sie dir.
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Locker bleiben: Wenn dir zu einem Buchstaben nichts einfällt, überspringe ihn einfach.
Fazit: Einfache Technik, große Wirkung
Cognitive Shuffling ist mehr als nur eine Einschlafhilfe, es ist ein Weg, den Kopf bewusst auf „Leerlauf“ zu stellen. Indem du zufällige, harmlose Bilder erzeugst, schaltest du das Grübeln aus und leitest dein Gehirn sanft in eine Schlafphase.
Ob du es Cognitive Shuffling oder einfach Gedankenmischen nennst, das Prinzip bleibt gleich.
So wird Einschlafen nicht mehr zum Kampf, sondern zu einem sanften Hineingleiten, Bild für Bild, Buchstabe für Buchstabe
„Einfacher wird es nicht (aber vielleicht schöner)“ ist ein Buch mit Gedanken aus dem echten Leben – pointiert, manchmal schräg, manchmal ernst. Und natürlich mit den Vierhaaren, die das alles aufs Wesentliche runterbrechen. Es geht um das, was uns beschäftigt, ohne dass wir immer drüber sprechen. Um Alltag, Zweifel und die Frage, wie man dem Leben mit ein bisschen mehr Klarheit begegnet.
Wenn dich interessiert, wie das Buch entstanden ist – ganz ohne Plan, aber mit viel Sturheit – dann kommt hier die Geschichte dahinter: Einfacher wird es nicht (aber vielleicht schöner): Wie mein Skript den Weg aus der Schublade fand – und nicht zurückdurfte




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