
Der Spot trifft den Mann im schwarzen Anzug. Er schnippt mit den Fingern, das Publikum hält den Atem an. „Schlaf!“ ruft er, und die junge Frau auf der Bühne kippt scheinbar willenlos nach vorne. Gelächter, Applaus. Und irgendwo in den Köpfen ein hartnäckiges Bild: Hypnose, das ist Manipulation, Kontrollverlust, ein bisschen Hokuspokus.
In Wirklichkeit ist Hypnose etwas ganz anderes. Nicht krawallig, präzise, tief. Und oft erstaunlich unspektakulär.
Hypnose ist kein Zaubertrick
Viele Menschen verbinden Hypnose mit Showeffekten oder mit Angst davor, „fremdgesteuert“ zu werden. Dieses Bild hält sich hartnäckig – verständlich, wenn man bedenkt, wie populär die Bühnenhypnose ist.
Doch therapeutische Hypnose hat mit solchen Darbietungen wenig zu tun.
Niemand schläft. Niemand verliert den Willen.
In Hypnose bleibt man wach, aufmerksam und kann jederzeit abbrechen. Der Unterschied liegt nicht im Bewusstsein, sondern in der Aufmerksamkeit: Sie wird gebündelt, fokussiert, nach innen gerichtet.
Ich vergleiche diesen Zustand gerne mit Momenten, die wir alle kennen:
Wenn man beim Lesen die Welt um sich herum vergisst.
Wenn man auf der Autobahn plötzlich merkt, dass man längst fünf Ausfahrten hinter sich hat.
Oder wenn man in einem kreativen Flow ist und Zeit keine Rolle spielt.
Genau das ist Hypnose – ein natürlicher Zustand intensiver Konzentration, in dem das Unbewusste besser erreichbar ist.
Zusammenarbeit statt Fremdsteuerung
In meiner Praxis Klarplatz arbeite ich nie an Menschen, sondern mit ihnen. Hypnose ist keine Methode, die etwas „mit einem macht“. Sie öffnet lediglich Türen – durch die man selbst geht.
Das Ziel ist, den bewussten Verstand für einen Moment leiser zu stellen, damit tiefere Ebenen des Erlebens hörbar werden. Gedanken, Gefühle, Erinnerungen, Bilder – alles, was sonst unter der Oberfläche liegt, kann sich zeigen.
Ich begleite diesen Prozess, gebe Impulse, leite an – aber der eigentliche Experte ist immer der Mensch selbst. Das Unbewusste weiß in der Regel längst, wo es hinwill.
Wie Veränderung in Hypnose entsteht
Viele meiner Klientinnen und Klienten sind überrascht, wie schnell sich in Hypnose etwas verändert. Nicht, weil ich eine Zauberformel kenne, sondern weil das Gehirn in diesem Zustand anders arbeitet.
Das kritische Denken tritt in den Hintergrund, innere Bilder und Suggestionen werden stärker wirksam.
Das kann man sich vorstellen wie beim Träumen: Wenn ein Symbol auftaucht, wird es nicht analysiert, sondern erlebt.
Diese symbolische Kommunikation nutzt die Hypnose – um innere Konflikte zu lösen, Ressourcen zu aktivieren oder neue Sichtweisen entstehen zu lassen.
Ich arbeite dabei mit verschiedenen Ansätzen, je nach Thema und Mensch:
– mit klassischer Hypnose, wenn es um Entspannung oder Rauchentwöhnung geht,
– mit Anteilearbeit nach Roy Hunter, wenn innere Konflikte im Vordergrund stehen,
– oder mit Methoden wie dem Yager-Code, wenn das bewusste Denken gar nicht mitreden muss.
Was all diese Verfahren verbindet: Sie respektieren die Eigenverantwortung des Menschen und nutzen seine innere Intelligenz, ganz ohne Druck, ohne Drama.
Was die Wissenschaft sagt
Hypnose ist längst kein esoterisches Randphänomen mehr. Zahlreiche Studien zeigen ihre Wirksamkeit, etwa bei der Schmerzbehandlung, bei Angststörungen, Schlafproblemen oder in der Verhaltensänderung (z. B. Rauchen, Gewicht, Stress).
In bildgebenden Verfahren lässt sich sogar beobachten, dass sich während der Hypnose bestimmte Hirnareale anders vernetzen.
Das bedeutet: Hypnose verändert tatsächlich die Wahrnehmung und Verarbeitung von Reizen auf messbare Weise.
Aber eben nicht, weil jemand „die Kontrolle übernimmt“, sondern weil die eigene Wahrnehmung tiefer greift.
Der Klarplatz-Ansatz
Für mich beginnt jede Hypnosesitzung mit einem klaren Rahmen:
ein ruhiger Raum, ein offenes Gespräch, Vertrauen.
Ich erkläre, was passiert und was nicht.
Denn nur wer versteht, was geschieht, kann sich mit gutem Gefühl darauf einlassen.
Oft höre ich am Ende einer Sitzung Sätze wie:
„Ich war gar nicht so tief, oder?“ und gleichzeitig hat sich etwas Grundlegendes verändert.
Das zeigt gut, worum es wirklich geht: Hypnose ist kein Zustand, den man messen kann, sondern ein Erleben.
Und dieses Erleben wirkt nach, manchmal leise, manchmal überraschend deutlich.
Jenseits der Show weil mitten im Leben
Hypnose hat nichts mit Hypnose zu tun, wenn man sie im Fernsehen sieht.
Sie hat mit Vertrauen zu tun. Mit innerer Klarheit. Mit dem Mut, sich selbst zuzuhören.
Ich mag das Bild einer Taschenlampe: Hypnose ist das Licht, das man dorthin richtet, wo man bisher nicht genau hingesehen hat.
Und oft liegt dort nicht Dunkelheit, sondern schlicht ein Teil, der wieder dazugehören will.
Fazit
Hypnose ist kein Zaubertrick und kein Schlafzustand.
Sie ist eine Einladung an den klugen, unbewussten Teil in uns, der längst weiß, wie Veränderung geht.
Wenn man ihm zuhört, kann Erstaunliches geschehen. Ganz ohne Fingerschnipsen.
Hier kannst du noch mehr zum Thema Hypnose lesen: Hypnose als Prozess: Warum Veränderung Zeit braucht



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